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MOBILE BANKING

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“Sicher, bequem und elegant” Damit mehr Zeit für die wichtigen Dinge bleibt”

Emotional aufgeladene Werbeslogans von Bankinstituten werden reproduziert mit der Absicht, diese als inhaltsleere Worthülsen zu enttarnen. “Mobile Banking” greift das Versprechen: “Sicher, bequem und elegant. Damit mehr Zeit für die wichtigen Dinge bleibt”(bankaustria.at) auf und transferiert diese Phrase, als analoges, mobiles Objekt, in den öffentlichen Raum. “Mobile Banking” modifiziert eine ausrangierte Sitzgelegenheit zur Gelegenheit, um über “die wichtigen Dinge” ins Gespräch zu kommen. Die Wichtigkeit der Dinge wird dabei aber nicht in einer Kosten-Nutzen-Analyse gemessen, sondern manifestiert sich als ein Nachdenken über das Zwecklose als Widerstand gegen Verwertbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Sitzen als Widersetzen. Einfach dasitzen und vor sich hinschauen. Oder wie Theodor W. Adorno dieses Gefühl in seinem Aphorismus Sur l’eau in den Minima Moralia  umschreibt "auf dem Wasser liegen und friedlich in den Himmel schauen" [1] Und wenn sich Kasimir Malewitsch in seinem 1921 verfassten Aufsatz zur “Faulheit als tatsächliche Wahrheit der Menschheit”, bekennt, so ruft “Mobile Banking” 2021, in einem postfaktischen Zeitalter, die Kunst “als tatsächliche Wahrheit der Menschheit” aus. Dabei ist dieser mobile Ort des Verweilens und der Kontemplation nicht frei von (Selbst)-Ironie und Widerspruch. Denn die Verstrickung von Kunst und Kapital lässt sich nicht abstreiten. Auch der Hashtag #glaubankunst läuft Gefahr selbst zur hohlen Phrase zu werden und verweist auf die Hashtagisierung von Kunstwerken und Präsentation von Kunst auf digitalen Plattformen als individuelle Massenware. So nimmt “Mobile Banking” Bezug auf den Hype um “NFT-Kunst” und verhandelt die Vermarktung von Kunst als (ein weiteres) individuelles, einzigartiges Produkt in der Konsumwelt. Durch die Produktion und inflationäre Verteilung von "Scheingeld” soll gefragt werden, ob Kunst als Währung fungibel, gleichartig, zerteil- und austauschbar ist, oder doch den einzigartigen Charakter eines Kunstwerks besitzt. Lösen Blockchains und Kunstwertmarken wirklich die Frage nach dem Kunstwerk im Zeitalter seiner digitalen Reproduzierbarkeit, welche Walter Benjamin bereits 1935 in seiner Abhandlung beschrieb? “Mobile Banking” stellt sich mit dem Angebot “ÜBERWIESEN” gegen diese Behauptung und versucht das zu suchen, was in den Stillleben Giorgio Morandis als ein Flirren um die Tongefäße erscheint, oder sich in den Gedichten einer Friederike Mayröcker als Waldessaum bemerkbar macht, was man vielleicht im Allgemeinen mit “Seele” beschreiben würde. #glaubankunst 

 

[1] Adorno, Theodor W.: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben (1944 - 1947). Fr.a.M.: Suhrkamp 1988: S. 206-208.

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